Preisträger 2023

Wolfgang Grethler

Wolfgang Grethler wurde von der Bürgerstiftung 2023 nicht – wie bis dato maßgeblich – für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, sondern weil er in seinem Beruf „Außergewöhnliches für die Stadtgesellschaft geleistet hat“. Dr. Ute Lusche erläuterte die Wahl u.a. mit den Worten: „Er hat den Blick auf die Polizei in der Stadt verändert.“ Die Bürgermedaille wurde Wolfgang Grethler auf der Benefizgala am 4. Februar 2023 im Burghof verliehen. Die Laudation hielt der dem Vorstand der Bürgerstiftung beisitzende Jourmalist Franz Schmider.

Der Bürgerpreis der Bürgerstiftung Lörrach geht in diesem Jahr an Wolfgang Grethler. Mit der Wahl des ehemaligen Leiters des Polizeireviers Lörrach soll sowohl die Person gewürdigt werden wie auch die Arbeit der Institution, die seit einigen Jahren mit massiven Anfeindungen zu kämpfen hat.

Wolfgang Grethler trat 1979, nachdem er seinen Grundwehrdienst absolviert hatte, in den Polizeidienst ein. Nach Stationen bei der Bereitschaftspolizei in Lahr, im Streifendienst in Singen und Bad Säckingen, ging er zum Studium an die Fachhochschule der Polizei in Villingen und kam 1986 erstmals nach Lörrach. Unter anderem war er zwei Jahre Pressesprecher der damals noch eigenständigen Polizeidirektion. Dann ging es nach Weil am Rhein, wieder nach Lörrach, zurück nach Bad Säckingen und dann wieder Lörrach, wo er die Leitung der Ausbildung übernahm. Nach weiteren sechs Jahren in Bad Säckingen kam er 2006 nach Lörrach zurück und übernahm die Leitung des Polizeireviers. Die Pensionierung fiel dann in die Frühphase der Corona-Pandemie. Das darf nicht unerwähnt bleiben, weil die Würdigung damals fällig gewesen wäre. Sie wird sozusagen jetzt, Anfang 2023, nachgeholt. Das zum Zeitpunkt der Ehrung.

Inhaltlich begründet sich die Ehrung aus zwei Richtungen:

Wie Feuerwehr und Rettungsdienste leistet die Polizei eine unverzichtbare Arbeit für jede einzelne Bürgerin, jeden Bürger, und mehr noch: Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte halten oft genug dann den Kopf hin, wenn andere sich in die Büsche schlagen. Sie halten den Kopf nicht für sich hin, sondern für die Allgemeinheit, für das Recht. Und leider leider wird diese Arbeit für die Gesellschaft von Teilen eben dieser Gesellschaft nicht nur wenig wertgeschätzt, sondern vermehrt in Frage gestellt oder gar torpediert. In einigen Fällen werden Polizisten beschimpft, nur weil sie das Freihalten einer Rettungsgasse anmahnen oder werden angegriffen, weil sie einen häuslichen Streit schlichten wollen. Es ist erst wenige Tage her, da wurden in Lörrach die Scheiben des Privatwagens eines Polizisten eingeschlagen, weil dieser zwei Randalierer mit aufs Revier genommen hatte. Und es ist kein Jahr her, dass ein Autofahrer in Efringen-Kirchen bei einer Kontrolle einen Polizisten umgefahren hat. Es ist an der Zeit für ein öffentliches Dankeschön und ein vehementes Bekenntnis der Gesellschaft für die Arbeit dieser Beamtinnen und Beamten.

Doch der Blick richtet sich nicht allein auf die Institution, der Preis ist an eine Person gebunden. Wolfgang Grethler war fast 15 Jahre das Gesicht der Polizei in Lörrach. Und vor allem hat er dieses auch gezeigt und damit sich. „Er hat vorgelebt, dass die Polizei in die Mitte der Gesellschaft gehört“, heißt es in der Begründung. Und das habe oft bedeutet, jenseits jeden Dienstplans auf der Straße präsent zu sein, an der Fasnacht, auf dem Weihnachtsmarkt, bei Veranstaltungen, er habe sich auch der Diskussion nie entzogen. Nach den Erfahrungen, die man mit ihm habe machen dürfen wie auch nach eigener Aussage war er ein überzeugter und leidenschaftlicher Polizist. Weiter heißt es in der Begründung: „Und er war zugleich einer, der die Rolle der Polizei, ihre Aufgaben in einem Rechtstaat, ihre Macht und die Grenzen dieser Macht immer hinterfragte, prüfte, bewertete, und Überzeugung und Zweifel gleichermaßen mit Leben füllte. Dass man sich Fragen stellen lassen muss, ist für ihn Teil des Wesens des Rechtsstaates. Ihm war bewusst, dass die Polizei Grenzen setzen aber auch einhalten muss, weil dies das Prinzip der Gewaltenteilung erfordert. Dass Respekt nicht nur etwas ist, was man erwarten und einfordern darf, sondern auch gewähren muss.“ Damit habe Wolfgang Grethler nicht nur die Polizei repräsentiert, sondern zugleich und in besonderer Weise den Staatsbürger.

Die Laudatio von Franz Schmider steht hier zum Download bereit.

Wolfgang Grethler | Foto: Sabine Ehrentreich | Badische Zeitung

 

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