Projekte
Kinder an Bewegung und Sport heranführen
und zugleich spielerische Elemente fördern:
Das ist das Ziel von zwei Projekten an Lörracher Schulen,
welche die Bürgerstiftung Lörrach unterstützt.
Sie hätten gerne noch etwas weitergespielt, aber der Belegungsplan der Sporthalle lässt eine Fortsetzung nicht zu. Verschwitzt und auch ein wenig erschöpft aber sichtlich zufrieden gehen die zwölf Mädchen der Eichendorffschule vom Feld, draußen klatschen sie ihre drei „Spielbegleiterinnen“ Julia, Hanna und Juliana ab, verabreden sich bis nächste Woche. Sie werden wiederkommen vielleicht werden es dann auch wieder ein paar mehr sein, wenn die dazustoßen, die an diesem Tag nicht dabei waren. Das wechselt, denn das Angebot ist freiwillig.
Die Fußball-AG für Mädchen ist eines von mehreren Sportangeboten, das die Streetkicker 39 in Lörrach anbieten, in anderen Schulen machen die Streetkicker Angebote für Pausensport oder für eine Sportstunde. 22 Gruppen an 12 Schulen betreut die Organisation, die Jan Hebding und die Geschwister Julia und Patrice Glaser gegründet haben, inzwischen. „Wir haben viele Anfragen, aber wie müssen das ja auch alles schaffen“, sagt Jan Hebding. Zumal Julia Glaser in den kommenden Monaten nicht zur Verfügung steht. Die 26-jährige Sportwissenschaftlerin und Profispielerin wechselt zur neuen Saison vom SC Freiburg zum VfB Stuttgart. Da bleibt dann weniger Zeit, um mit den Kids in Lörrach Fußball zu spielen.
Den letzten Anstoß, mit dem Angebot zu starten, gab die Corona-Pandemie und die mit den Beschränkungen ausgelösten Folgen. Kinder leiden ohnehin häufig unter Bewegungsmangel, die Pandemie hat diese Tendenz verstärkt. Das natürliche Gefühl für Bewegung, das Kinder zum Beispiel auf Bolzplätzen lernen, geht verloren.
Entsprechend wird bei den Streetkickern39 auch nicht im herkömmlichen Sinn trainiert oder geübt, das Spielerische steht im Mittelpunkt. Die Mädchen der Eichendorffschule beginnen ihre Fußballstunde mit einer Runde Völkerball. Beweglich werden, Körpergefühl entwickeln, das Wahrnehmungsvermögen verbessern, sozial agieren, das sind erste Fähigkeiten. Dann erst wird in kleinen Gruppen mit weichen Bällen gespielt. Jedes der Mädchen soll möglichst viele Ballkontakte haben, Zutrauen zum Fußball gewinnen. „Ich habe auch als Kind und Jugendliche immer nur mit Jungs gespielt“, erzählt Julia Glaser, „das ist schwierig, da geht es robuster zu, wer da nicht richtig gut ist und durchsetzungsstark, der geht unter.“ Unter sich trauen sich die Mädchen mehr zu, entwickeln Selbstvertrauen.
Die Bürgerstiftung Lörrach fördert die Mädchen-AG an der Eichendorffschule zunächst ein Jahr lang. Ohne solche Förderer und Sponsoren wäre das Angebot nicht denkbar. Inzwischen sind 13 Spielbegleiter für die Streetkicker39 im Einsatz. Das Land unterstützt das Projekt aus dem Programm Rückenwind, das Folgen der Corona-Lockdowns abmildern soll. Mit der Einführung des Ganztagsunterrichts werden solche Angebote nötiger denn je.
Andere Schule, andere Akteure:
In der Sporthalle der Salzertschule stehen 15 Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse auf dem Mittelkreis. Am Laufe der Übungseinheit hüpfen auf einem Bein, machen einen Hampelmann oder ziehen die Knie im Laufen gegen die Brust – sofern und so gut sie es können. Stephanie Müller leitete sie an, es geht nicht um sportliche Leistung, es geht ums Bewegen. Dann ruft sie eine einfache Rechenaufgabe in die Runde: „54 durch 6“. Die Kinder rennen zu den blauen und roten Hütchen am Spielfeldrand. Ist das Ergebnis der Rechenaufgabe eine gerade Zahl, heben sie das blaue Hütchen, ist es ungerade, nehmen sie das rote.
Bewegung fördert das Lernvermögen, sagt Müller, das spielerische Element soll den Spaß am Lernen stärken. Und nebenbei gibt es Kinder, die hier ihren ersten Liegestütz machen, andere kämpfen damit, beim Hüpfen das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Die Betriebswirtin Stephanie Müller, die ihren gut dotierten Job bei einem Basler Pharmakonzern aufgegeben hat, passt die Rechenaufgaben an den Lehrplan an, sie wird an diesem vormittag weitere Klassen der Salzertschule in Bewegung halten.
Es folgt eine Art Staffelwettbewerb in zwei Gruppen. Vom Mittelkreis aus rennt jeweils ein Junge oder Mädchen zur Wand, wo ein Bildschirm aufgebaut ist. Dort lesen sie einfach Aufgaben, Rechnen, Geografie, Sprache. Was heißt hiver? Auf welchem Kontinent liegt Marokko? Wie heißt die Hauptstadt von Dänemark? Es gibt immer zwei Antworten, rot und schwarz unterlegt. Zwei Buzzer in rot und schwarz stehen auf Kästen, die Antwort wird gedrückt. Das Üben wird so aus der Dauerschleife geholt und in ein Spiel integriert, dazu bewegen sich die Kinder. Bereits im vergangenen Jahr hat die Bürgerstiftung die Arbeit von „2B4Kids“ unterstützt, für das kommende Schuljahr wurde diese Förderung verlängert. Nachdem die Bürgerstiftung schon seit vielen Jahren die sprachliche Bildung in Kindertagesstätten fördern, weitete sie ihr Engagement im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit nun durch die Partnerschaften mit zwei gemeinnützigen Organisationen aus.